Ist euch schon mal aufgefallen, wie viel man als Eltern eigentlich falsch machen kann? Mir auch nicht, bis ich selbst Mutter wurde. Auf einmal mischen sich sogar wildfremde Menschen in dein Leben ein, die natürlich allesamt alles besser wissen und dich stetig darauf hinweisen, was du nicht alles falsch machst.
Und, stillst du?
Am spannendsten fand ich, wie viele Leute mich gefragt haben, und immer noch fragen, ob ich (noch) stille. Nicht nur die Familie, nein, auch Nachbarn, Freunde, Bekannte und Kollegen finden es wahnsinnig spannend, wie man sein Kind ernährt. Es gab sogar Personen in meinem Umkreis, denen es so wahnsinnig wichtig war, dass mein Baby an der Brust trinken sollte, dass sie selber ganz nervös waren und enttäuscht waren, als das leider nicht klappte. (Wie ihr wisst, habe ich meiner Tochter ja lange abgepumpte Muttermilch gefüttert, weil sie an der Brust nicht trinken wollte).
Das Muttermilch am besten für ein Baby ist, steht außer Frage, aber auch dabei kann man scheinbar viel falsch machen. Stillt man zu lange, wird man schnell schief angeschaut, stillt man zu kurz wird man gleichsam abschätzig beäugt. Wird nicht gestillt, bekommt man sowieso gleich den Stempel „Rabenmutter“ aufgedrückt, es sei denn man kann überzeugend erklären dass man sich nicht bewusst gegen das Stillen entschieden hat, sondern aus anatomischen Gründen dazu nicht in der Lage ist. Das einzige, was scheinbar akzeptiert wird, ist Stillen und Fläschchen zu mischen, aber auch nur, wenn man dabei nicht zu lange stillt. Dabei würde es mir selbst nie im Traum einfallen, eine andere Mutter danach zu fragen. Schließlich ist es jedem selbst überlassen, wie er sein Kind ernährt.
Beikostreif vs. Fütterst du schon zu?
Die Beikosteinführung ist ein gleichermaßen schwieriges Thema. Während es den einen nicht schnell genug gehen kann (ich wurde schon gefragt, ob wir zufüttern, als K. noch keine 3 Monate alt war), gibt es auf der anderen Seite die Verfechter der Beikostreife, die dir immer wieder diverse Fähigkeiten aufzählen, die ein Baby aufweisen muss, bevor es seinen ersten Brei bekommt (z.B. Sitzen können, nach Essen lechzen, am Tisch danach greifen, usw.). Die Empfehlung unserer Kinderärztin war im Gegensatz dazu, nach dem 4. Monat aber vor dem 6. Monat mit der Einführung von Beikost zu beginnen -das raten scheinbar Experten momentan, bis es in ein paar Jahren wieder andere Empfehlungen gibt.
Helikoptermama oder Rabenmutter?
Neben den beiden bereits genannten Punkten gibt es noch eine Menge anderer Dinge, die man eigentlich nur falsch machen kann. Lässt man sein Kind zu wenig aus den Augen, wird man schnell als Glucke oder Helikoptermama abgestempelt. Kümmert man sich zu wenig, ist man natürlich eine Rabenmutter. Gleiches gilt auch für zu frühes Sitzen lassen auf dem Schoß – laut Physiotherapeuten darf man das erst wenn das Baby sich selbst aufsetzen kann. Lässt man das Kind vorher am Schoß sitzen – ganz klar, Rabenmutter. Oder wenn man sein Baby regelmäßig fernsehen lässt (K. liebt zum Beispiel Gilmore Girls, wir üben dabei immer Bauch liegen). Geht man zu wenig an die frische Luft, fördert man die Entwicklung des Babies „zu wenig“, darf das Baby viel in einer Wippe sitzen, hat man zu viel oder zu wenig Kontakt mit anderen Kindern, schläft man im Familienbett oder hat das Baby sein eigenes Bettchen, wird geimpft oder ist man Impfgegner, gibt man einen Schnuller oder nicht – egal wie man sich entscheidet ist man entweder zu viel Glucke oder Rabenmutter.
Wen interessiert’s!
Gerade junge Erstlingsmütter lassen sich durch diese Kommentare schnell verunsichern, egal ob diese von Familie, Freunden oder Bekannten kommen. Mir selbst ging es am Anfang nicht anders, schließlich will man ja alles „richtig“ machen. Wie ihr schon wisst, hatte ich vor allem mit dem Thema Stillen sehr zu kämpfen, und werde immer noch regelmäßig komisch beäugt, weil ich mit 4 Monaten abgestillt habe und auf Fläschchen umgestiegen bin. Inzwischen bin ich in meiner neuen Rolle als Mutter aber zum Glück so selbstsicher geworden, dass mir die Kommentare und Blicke egal sind. Ich höre verstärkt auf meine Intuition und entscheide für mich und mein Baby selbst, was ich für richtig halte. Wenn K. etwas nicht gefällt, teilt sie es schon lautstark mit, so viel ist sicher. Und solange es für unsere kleine Familie passt, kann eigentlich nichts falsch sein.
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